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Biografie auf Deutsch
Bernard Cavanna Komponist
Frankreich (1951)
von Christine Labroche und Virginie Pallu
Das musikalische Universum von Bernard Cavanna gehört ihm ganz allein. Es ist ikonoklastisch, eklektisch, gibt sich gerne provokant und strahlt oft eine Gewalt aus, die im krassen Gegensatz zu seiner natürlichen Sanftheit steht. Er pflegt einen Kontrast zwischen weiser Komposition und Volksmusikeinflüssen, greift zu Tonalität und Dissonanzen und stellt dabei rohen Klängen subtile Harmonien, feinen Klangfarben Brutalität gegenüber. Seine Werke können einlullen oder erschüttern, prägen oder brüskieren. Sie sind stark von einem inneren Drängen geprägt, das eine tiefgreifende technische Detailliebe erkennen lässt, gebunden an den intensiven Blick, den er auf das menschliche Dilemma und den Schein richtet, die seiner Inspiration zugrunde liegen.
Christine Labroche
Als autodidaktischer und unklassifizierbarer Künstler, der er war, versucht sich Bernard Cavanna auf Anraten von Henri Dutilleux und schließlich mit der Hilfe von Paul Méfano und Georges Aperghis in der Komposition; aber sein Haupteinfluss bleibt die Musik und das Denken des rumänischen Komponisten Aurèle Stroë, über den er im Jahre 2000 mit Laurence Pietrzak ein Filmporträt in Form einer Hommage umsetzt. Er beleuchtet auch, im Ton des Bonmots, die Größen Bernd Alois Zimmermann (l'érudition comme collage inquiet.: Wissen und Werke als unruhige Kollage) und Nino Rota ("le Weill latinisé" - "der latinisierte Weill", Pascal Huyn). Einzigartig frei in Hinblick auf Dogmen, zeugt sein Werk von einem ganz intuitiven Erfindergeist und einem ausgezeichneten Eklektizismus, der populäre Facette und romantisches Vermächtnis vereint.
Zu seinem Repertoire, das alle Genre abdeckt, zählen insbesondere drei Konzerte, die für drei seiner Lieblingsinstrumente komponiert wurden: das Concerto pour violon (Das Konzert für die Violine 1998-99), Scordatura für Violine und orchestra, das Double concerto pour violon et violoncelle (Das Konzert für Violine und Violoncello 2007) und das Karl Koop Konzert (2008) für das Akkordeon, aufgeführt jeweils von Noëmi Schindler, Emmanuelle Bertrand und Pascal Contet..
Zu seinen symbolträchtigen Werken gehört auch die Komposition, aufgeführt im Jahre 2013 vom Ensemble Ars Nova, für drei Tenöre und ein Ensemble von 17 Instrumenten auf Grundlage von "À l'agité du bocal "von Louis-Ferdinand Céline.
Bei Aeon ist eine monografische CD erschienen (Januar 2011), zusammen mit einer DVD des Dokumentarfilms, den ihm Delphine de Blic gewidmet hat, mit dem Titel La peau sur la table (ausgezeichnet mit dem Prix Sacem 2010 als bester musikalischer Dokumentarfilm).
Bernard Cavanna erhielt folgende Auszeichnungen: Bourse annuelle de la création (1984), Pensionnaire à la Villa Médicis (1985/1986), Prix SACEM de la meilleure création contemporaine (1998), Prix de la Tribune Internationale de l'Unesco im Jahre 1999, Victoire de la musique (2000), Grand Prix de la musique de la SACD (2007) und kürzlich mit dem Prix International Arthur Honegger (2013), Grand Prix SACEM (2014)